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© J. Dummer

Es ist Mittwoch. Es ist der 29. Januar 2014. Es ist 16:27 Uhr. Ich stehe in Paris am Boulevard des Capucines vor dem Olympia. In rot leuchtenden Lettern steht an der Fassade des Gebäudes an diesem verregneten Tag, was an diesem Abend stattfinden wird. Das Olympia hat eine lange Geschichte, es wurde 1888 von dem Mann errichtet, der auch das Moulin Rouge gegründet hat. Das Gebäude war bereits ein Ort für Musikereignisse, z.B. Edith Piaf, und andere Veranstaltungen, wurde kurzzeitig auch mal als Kino genutzt. Heute steht an der Fassade unter dem Namen des Gebäudes „Bruno Coquatrix“, der es 1952 übernommen hat. Seit 1993 gehört das Olympia sogar zum Nationalen Kulturerbe Frankreichs. Das ist der beeindruckende und bedeutende Ort, an dem nun auch Pierre Lapointe auftritt.

Bevor der Singer-Songwriter aus Québec die Bühne betreten sollte, spielte ein Musiker aus der Bretagne namens AuDen. Im Gegensatz zu seiner ruhigen, melancholischen, klangvollen Musik war es im großen roten Saal des Olympia, vor allem auf dem Balkon noch sehr unruhig und wuselig. Nach einer halben Stunde verabschiedete sich AuDen und nun hieß es nur noch 20 Minuten warten auf Pierre Lapointe und die Show seines aktuellen Albums PUNKT.

Es wurde bunt und es wurde laut, als der hervorragende, außergewöhnliche, einmalige“ Pierre Lapointe auf die Bühne kam, während seine Band das einleitende Stück „N20“ spielte, dass auch sein aktuelles Album eröffnet. Der große pinke Luftballon im Hintergrund zeigte den Namen PUNKT. Der Rest an Bühnendekoration wurde durch eine einfühlende, sich der Atmosphäre der unterschiedlichen Songs anpassende Lichtshow übernommen.

Pierre Lapointe bot die unterschiedlichen Themen behandelnde Songs seines aktuellen Albums dar, mal begleitet von seiner vierköpfigen Band – alles Musiker, mit denen er zum ersten Mal zusammengearbeitet hat, mal nur begleitet von Félix Dyotte an der Gitarre oder Denis Faucher am Klavier. Aber es waren nicht nur die Songs von PUNKT, die dem Pariser Publikum dargeboten wurden. Es ist so als dürften bei seinen Konzerten bestimmte und sehr gemochte Songs wie „Le columbarium“, „Le lion imberbe“ und „Deux par deux rassemblés“ nicht fehlen. Genauso wenig fehlen, wie bestimmte Songs auf seinen Konzerten, dürfen zahlreiche Anekdoten, mit denen er bestimmte Konzertsequenzen einleitet und ab und an das Publikum zum Lachen animiert.

Es gab zwei besondere Momente des Konzerts: zum einen ein „gang bang de tendresse“, ein inniges Zusammenkommen der Band, um einige Songs im engsten Kreise zu performen, darunter „La séxualité“ und „L’étrange route des amoureux“ und zum anderen die erste Zugabe mit dem Überraschungsgast Matthieu Chédid. Pierre Lapointe holte den Rocksänger und Gitarristen aus Frankreich auf die Bühne, um mit ihm dessen Song „La nostalgie du cool“ zu performen – davon gibt es natürlich einige Videos auf Youtube… – und um sich anschließend bei einer Version von „Deux par deux rassemblés“ auf der Gitarre begleiten zu lassen. Spätestens dieser Moment überzeugte das Publikum, sich von seinen roten Plätzen im Saal und auf dem Balkon zu erheben und den Sänger noch einmal an sein Klavier zu holen, wo er zum Abschluss einen Song des Chansonniers Léo Ferré sang: „C’est extra“.