Das erste Mal live gesehen habe ich Caracol, Singer-Songwriterin aus Montréal, im Rahmen der FrancoFolies de Montréal am 15. Juni 2012. Fast genau zwei Jahre später hatte ich eine zweite Gelegenheit sie auf der Bühne zu sehen, dieses Mal im Privatclub in Berlin – nur eine von elf Stationen auf ihrer aktuellen Shiver-Tour durch Deutschland.

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© J. Dummer

Bevor Caracol auf die Bühne des überschaubaren, sympathischen Privatclubs kam, stellte sich Tim McMillan vor, begleitet von der Bassistin Julia. Er zeigte, dass man mit einer Gitarre weit aus mehr machen kann, als nur über die Saiten zu streichen. Zwischen den Songs teilte er seine Erfahrungen aus Deutschland, wo er seit drei Jahren lebt, und seinem Geburtsland Australien in einer sprachlichen Mischung aus deutschen Worten und Englisch mit. Seine Anekdoten, die alles wahre Geschichten seien, wie er immer wieder betonte, provozierten nicht selten ein Schmunzeln bei den Zuhörern.

Gegen 22 Uhr war es an Caracol, sich dem Berliner Publikum vorzustellen. Begleitet von ihrer Band bot sie eine Mischung aus englischen und französischen Songs zwischen Folk und Pop. Caracol hat es sich nicht nehmen lassen, sich dem Publikum mit einigen Worten auf Deutsch zuzuwenden. Wann immer ihre Deutschkenntnisse nicht mehr ausreichten, wechselte sie ins Englische. Caracols sanfte Stimme, ihre Interaktion mit dem Publikum und die Vielseitigkeit ihrer Performance wandelten die zu Beginn etwas verhaltene Stimmung in einen Abend mit viel Atmosphäre.

Nach 13 Songs und einem Cover von Acrade Fire’s „Sprawl II“ schafften es die Zuschauer, Caracol noch einmal auf die Bühne zu holen. Die Zugabe war dann noch intimer, als sich die drei vor der Bühne aufstellten, die Leute auf Augenhöhe um sich lockten und dann a cappella „Tennessee me“, ein Cover von den Sister Secrets, und als Abschluss ihren erfolgreichen Song „Quelque part“ sangen. So schickte Caracol das Publikum mit der Botschaft nach Hause, dass es besser sei, stets aufmerksam zu sein, denn irgendwo ist jemand, der nicht aufgehört hat, an einen zu denken. (Übrigens ist der Song im kanadischen Film Starbuck zu hören, in dem es um einen Mann geht, der wahnsinnig viele Kinder hat, weil er zu einem Zeitpunkt regelmäßig Samen gespendet hat. Und die Kinder wollen ihn jetzt kennenlernen.) Vielleicht wird der ein oder andere aus dem Publikum von diesem Abend erzählen und beim nächsten Berlinkonzert der sympathischen, mehrsprachigen Singer-Songwriterin aus Montréal wieder mit dabei sein.

Zum dritten Mal in den letzten neun Monaten überquerte sie den Atlantik, um in Europa zu spielen und ein Ende ist nach dieser Tour noch nicht in Sicht. Caracol wird schon bald wieder das Flugzeug in Richtung Deutschland nehmen.

Weitere Infos zu Caracol gibt es auf ihrer Website.