Klammheimlich kamen Mark Bérubé und seine drei Musiker gestern in der Berghain-Kantine gegen 21:30 Uhr auf die Bühne. Gute 1 ½ Stunden später verließen sie die Bühne dafür mit tosendem Applaus und der vollen Aufmerksamkeit der Dagewesenen. Sie eröffneten das Konzert mit dem ersten Song seines aktuellen Albums RUSSIAN DOLLS. Man könnte meinen, dass der Singer-Songwriter damit bereits die Leute im Publikum auf seiner Seite hatte, was ihm aber spätestens mit „Carnival“ gelungen war. Seine Songs, die oftmals mit Rhythmenwechsel überraschten oder einem gemeinsam gesungenen Refrain ein Gänsehautfeeling schafften und seine Stimme, die er selbst mal am Keyboard, mal mit der Gitarre begleitete, hatten eingängige Melodien und komplexe Texte. Bestimmte Themen lassen sich von einem Song zum anderen wieder finden, aber wahrscheinlich ist es mit seinen Songs so wie mit den Matroschkas, die seinem neuesten Album den Titel geben: Sie sind vielschichtiger, als man zu Anfang denkt.

Auf der Bühne waren neben Mark Bérubé Karine am Cello, der Zither und der Singenden Säge, Pete am Schlagzeug und Simon an der Bassgitarre. Sie harmonierten in den gemeinsam gesungenen Momenten perfekt miteinander. Einer der Höhepunkte des Abends war wahrscheinlich die A-cappella-Darbietung von „Yebo Mama“, bei der es ganz still wurde. So ruhig und intim dieser Song war, um so euphorischer war die Reaktion des Publikums nach dem Verklingen des letzten Tons dieses Liedes.

Dass Mark Bérubé, der ursprünglich aus der kanadischen Prärieprovinz Manitoba kommt, ein Talent zum Geschichten erzählen hat, stellte er zwischen den Songs unter Beweis. Zum Beispiel als er von seiner ersten Cross Canada Tour berichtete, die verdeutlicht, dass aller Anfang schwer ist. So spielte er z.B. in Toronto vor drei Leuten (zwei Mitarbeiter des Veranstaltungsortes und eine Bekannte, die auf der Gästeliste stand). Die Bekannte hatte sie nach dem Konzert eingeladen, weil sie an dem Abend nicht genug Geld für ein Hotel eingenommen hatten. Da sie aber mit einigen Hunden und Katzen in ihrer Wohnung zusammenlebte, auf die Mark Bérubé allergisch war, schlief er in dieser kühlen Märznacht im Auto. Die nächste, weit entfernte Station war Winnipeg. Auch in Winnipeg kamen sie wieder bei einer Bekannten unter. Diese hatte in ihrer Wohnung nur eine Katze, was okay war und ein Klavier, an dem in dieser Nacht der Song „Til the morning“ entstanden ist.

Der sympathische Kanadier, der sowohl Englisch und Französisch spricht (und wer weiß, welche Sprachen noch), kam für eine letzte Zugabe kurz vor 23 Uhr noch einmal auf die Bühne und sang als letzten Song in Berlin, bevor es zur letzten Station der aktuellen Deutschland-Tour geht, „Pretty little bird“.

15 Songs und danach zwei Zugaben machten den Abend perfekt. Und vielleicht sieht man den Montréaler Singer-Songwriter schon bald wieder in der Hauptstadt.

Wenn ihr mehr über Mark Bérubé erfahren wollt, empfehle ich euch seine Bandcamp-Page.