Im kleinen feinen McCord Museum im Zentrum der kanadischen Metropole Montréal gibt es neben einer Dauerausstellung über die Kultur und Geschichte der Ureinwohner und einer informativen Dauerausstellung über die Geschichte der Stadt zurzeit eine Ausstellung mit dem Titel Musique – Le Québec de Charlebois à Arcade Fire, die ich mir für jennismusikbloqc angeschaut habe.
Die Ausstellung zeigt in einer sorgfältigen Auswahl die Québecer Musikszene der letzten 50 Jahre. Den Besucher nimmt sie mit auf eine Reise durch die Québecer Geschichte aus einer musikalischen Perspektive von Charlebois, also den 1960er Jahren bis zur heutigen Zeit und Arcade Fire. Dabei zeigt sich, inwiefern sich die Musik an sich als auch ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit im Laufe der Zeit verändert hat. Exponate rund um das Thema Musik, darunter z.B. Songtexte, Bühnenkostüme, Musikinstrumente und Alben sowie musikalische Veranstaltungen, Videoaufnahmen und Festivals veranschaulichen dies.
Im Zentrum der Ausstellung steht die Verbindung zwischen Musik und bestimmter geschichtlicher Momente in Québec. Der Song „Gens du pays“ von Gilles Vigneault z.B. ist Zeugnis des aufstrebenden Nationalgefühls der Québecer in den 1970er Jahren. In diesen Jahren zeigte sich Montréal als Teil eines modernen Québecs zunehmend der Welt und lockte 1976 mit der Weltausstellung 50 Millionen Besucher an. In den folgenden Jahren entstanden in Montréal erste Labels und Festivals wie die FrancoFolies de Montréal, das Festival de Jazz, die Nuits d’Afrique und das International Music Festival Pop, die sich bis heute durchsetzten konnten und dazu beitrugen, dass die Stadt ab den 1980er Jahren zu einem kulturellen Zentrum wurde.
Mit dem Audioguide und qualitativ hochwertigen Kopfhörern, die man eingangs gegen Hinterlegung eines Ausweisdokuments bekommt, bahnt man sich seinen ganz eigenen Weg durch diese beeindruckende Ausstellung. Zahlen an den jeweiligen Exponaten und Texten verweisen auf den entsprechenden Song oder auf die passende Audiodatei zu einem Video. Sie bilden die Grundlage für eine persönliche musikalische Reise mit Songs von französischen und englischen Sängern, Musikern und Bands sowie Sängern und Gruppen der indigenen Völker, die die Musikszene seit den 1960er Jahren in der frankokanadischen Provinz Québec geprägt haben. Am Ende ist so eine individualisierte Playlist entstanden, die mich durch diese detaillierte, informative und klangvolle Ausstellung geführt hat.
Ein Besuch in dieser Ausstellung ist eine wunderbare Möglichkeit, sich einen Überblick über die Québecer Musikszene von den 1960er Jahren bis zur Gegenwart zu verschaffen, in der die Musik wohl mehr denn je Teil des persönlichen Alltags eines Jeden geworden ist. Noch bis zum 13. Oktober 2014 ist sie im McCord Museum (690 Rue Sherbrooke Ouest, Montréal) zu sehen und wird von einem begleitenden Rahmenprogramm rund ums Thema Musik erweitert.