Während sich in Berlin nun doch noch der Winter sogar von seiner weißen Seite zeigt, habe ich mich mit dem wintererprobten Musiker und Singer-Songwriter Mark Bérubé getroffen. Im September 2014 kam er nach Berlin. Für die kommenden Monate lebt er in der deutschen Hauptstadt, in der er zuvor bereits aufgetreten ist. Sein aktuelles Album trägt den Titel RUSSIAN DOLLS und ist eine Mischung aus Spoken Word, Poetry Slam, Folk und Jazz. In dem Interview sprachen wir über die Unterschiede in den Städten, die deutsche Sprache und seine kommenden Touren hier und jenseits des Atlantiks.

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© J. Dummer

Das letzte Mal trafen wir uns im Sommer 2014 in Montréal. Damals erzähltest du mir von deinem Wunsch, in Berlin zu leben. Jetzt bist du hier. Wie gefällt es dir bis jetzt?

Mark: Es ist toll. Seit ich im November die Tour beendet habe, bin ich hier. Ich mag die Stadt sehr. Natürlich ist es manchmal schwierig, weil ich kein Deutsch spreche, aber hier sprechen so viele Leute Englisch. Die Stadt ist beeindruckend. Ich fange gerade erst an, mich einzuleben. Deswegen ist alles noch neu. Ich bin auch noch dabei, das U-Bahn-System zu verstehen und neue Leuten kennenzulernen. So langsam gewöhne ich mich ein und es macht mir Spaß.

Gerade das U-Bahn-System ist in Berlin umfangreicher als das in Montréal mit seinen vier Linien. Sind dir weitere Unterschiede oder Ähnlichkeiten beider Städte aufgefallen?

Mark: Ja, es gibt sehr viele Hipster. Wenn ich in Kreuzberg oder Neukölln bin, fühle ich mich wie im Milend in Montréal. Dann ist die Musikszene hier wie dort sehr lebhaft mit vielen Bands, das ist toll. Sie ist sehr lebendig und ein wenig größer als in Montréal. Montréal ist kleiner, aber was die Atmosphäre und die Energie angeht, sind sich die Städte doch ähnlich.

Als du im letzten Jahr hier warst, gab es einige Konzerte von dir. Hattest du bis jetzt schon Gelegenheit, Konzerte anderer Musiker zu besuchen?

Mark: Ich hatte im Herbst 2014 zwei kleinere Auftritte und schaute mir selbst einige Konzerte an. Ich ging in die Philharmonie, was wirklich toll war. Ich habe Gisbert zu Knyphausen entdeckt. Er schreibt deutsche Songs und ist eine Art deutscher Wilco. Ich versuche so viel wie möglich mitzubekommen, solange ich hier bin.

Gibt es denn schon Orte, die du als Lieblingsplätze in Berlin entdeckt hast?

Mark: Es gibt da dieses tolle Restaurant in Mitte, das japanisches Essen serviert. Dort bin ich oft. Dann sind manche Gegenden echt schön. Demnächst wohne ich in einer Wohnung in der Dieffenbachstraße in Kreuzberg. Das ist eine schöne Gegend. Es gibt so viel zu entdecken. Letztens war ich in einer coolen Bar namens Schwarze Pumpe.

Im Sommer wird sich dir Berlin dann noch einmal von einer ganz anderen Seite zeigen.

Mark: Ich kann’s kaum erwarten, dass es Sommer wird. Aber ich muss schon sagen, dass der Winter bis jetzt ziemlich mild war. Für mich fühlt es sich wie Frühling oder Herbst an, aber nicht wie Winter, vielleicht eher wie der Winter in Vancouver.

Bevor wir uns getroffen haben, warst du beim Deutschkurs. Welchen Eindruck hast du von der deutschen Sprache?

Mark: Seit ich hierher gezogen bin, wollte ich Deutsch lernen. Jetzt habe ich endlich Zeit gefunden, es in meinem Tagesablauf unterzubringen. Vorher hatte ich keine Verbindung zur deutschen Sprache. Aber als ich meine ersten Konzerte in Deutschland spielte, entschied ich mich dazu, einfache Sätze zu lernen. Jetzt da ich täglich mit der Sprache schriftlich und akustisch konfrontiert bin, ist mein Interesse wirklich geweckt. Ich möchte sehen, wie weit ich damit komme. Aber sie ist eine Fremdsprache und so anders. Ich fange ganz vorne an.

Im März 2015 sind auf deiner Website Konzerte in Montréal angekündigt. Danach kommst du wieder nach Berlin. Hast du zurzeit vielleicht neue Projekte oder Songideen, an denen du arbeitest?

Mark: Ich arbeite an neuen Songs, die sich so langsam entwickeln. In den letzten zwei Monaten habe ich an zwei Songs geschrieben, die aber noch nicht fertig sind. Es braucht viel Energie und viel Arbeit, sich in eine neue Stadt einzuleben. Ich bin auch oft mit den geschäftlichen Sachen beschäftigt und damit, die nächsten Konzerte zu organisieren. Im April und Mai wird es eine nächste Europatour geben, im Juni werde ich auf einigen Festivals spielen, vielleicht auch auf Festivals in Québec und Kanada Ende Juni, Anfang Juli. Da bleibt nicht viel Zeit fürs Komponieren.

Mark Bérubé wird also demnächst wieder live auf der Bühne in Europa und Kanada zu sehen sein. Die aktuellen Termine gibt es auf seiner Website sowie auf seiner Facebookseite.