Soeben ist das neue Album THE BIG BAND THEORY des mehrsprachigen Hip-Hop Kollektivs Nomadic Massive aus Montréal erschienen. Drei Jahre hat es gedauert, bis THE BIG BAND THEORY zur Veröffentlichung bereit war. Am 2. Juni 2016 stellten sie ihr Album im Groove Nation in Montréal vor.

Mindestens so bunt und vielfältig wie das Cover des neuen Albums sind Nomadic Massive selbst. Die acht Mitglieder, die sich 2004 zusammengefunden haben, kommen aus sieben verschiedenen Ländern und sprechen fünf verschiedene Sprachen. Ihre Musik führte sie auch schon auf internationale Bühnen, im Juli 2015 traten sie beim Weltmusikfestival in Rudolstadt auf.

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© Manikmati Photography

Bevor Nomadic Massive die überschaubare Bühne des gut besuchten Groove Nation betrat, um zum ersten Mal ihr Album live zu performen, war eine gewisse Nervosität zu spüren. Die verflog aber gleich beim ersten Song „Apollo“, in dem es heißt „be alive“. Der Rhythmus holte einen spätestens beim Trompetensolo ab. Und das setzte sich auch in den kommenden Songs „Pan Am“ und „Duty“ fort. Wer da still stehen blieb, war selbst Schuld. „Duty“ wurde als Single bereits vor der Veröffentlichung des Albums ausgekoppelt und auch ein Video veröffentlichte das Kollektiv bereits vorab. So konnte sich Lou Piensa darauf verlassen, dass das Publikum den Refrain kannte und auf „we rock the night life“ „all day all night“ zu antworten wusste. Zeit zum Grooven wurde es beim anschließenden „How long?“, einer Hip-Hop Ballade, in der die Mehrsprachigkeit der Band zum Ausdruck kommt. Das Zusammenspiel aller Mitglieder, aber auch der beiden Frauen Nantali Indongo und Meryem, setzte sich in „Konba“ fort, ein weiterer Song, der einen mitriss. Ruhiger wurde es dann beim männlich dominierten „One lesson“ und dem frauendominierten, souligen „Keep pushin’“.

Zur Halbzeit spielten sie „Whatcha’ know“, in dem es um die Hintergründe verschiedener Lebensstile geht. Es folgte eines von drei Zwischenstücken, „Just like you“, das in den bedrohlich wirkenden Song „Rap n’ roll“ mündete. Auch dieser Song zeigte die Mehrsprachigkeit von Nomadic Massive und den Raum, den sie Instrumentensoli einräumten. In diesem Fall das beeindruckende Gitarrensolo in der Mitte und am Ende des sechs Minuten langen Tracks. Beim nächsten Song blickten Nomadic Massive auf ihre Anfänge zurück. Für die passende Stimmung sorgten gedimmtes Licht und das Publikum, das Feuerzeuge und Handys zückte und erleuchten ließ. Im zwölften Jahr seit der Gründung sind sie noch in Originalbesetzung unterwegs und wissen, wie man dem Publikum ordentlich einheizt wie mit „Get it! Come on!“, aber das Tempo auch mal runterfährt wie mit „Fade to grey“, um gleich darauf wieder das Energielevel mit „Any sound“ hochzutreiben: Die Hände der Leute schnellten in die Höhe, es wurde mit den Fingern gewackelt und im Refrain wurde gesprungen. Es folgte „Resurección“, ein nachdenklicher Song größtenteils in Spanisch. Im Takt von „Leaders lead (Interlude)“ neigte sich der Abend schließlich seinem Ende und es wurde Zeit, die Band vorzustellen, die einen guten Job geleistet hat. Nomadic Massive dankte auch dem treuen Publikum, das jeder für sich und so eben auch in der Summe zu animieren wusste, wie z.B. Waahli mit seinen krass langen Haaren, Vox Sambou mit seinem charmanten Lächeln oder Meryem mit ihren großen Peaceohrringen. Sie hatten die tanzlustigen Leute im Griff und sorgten dafür, dass der Boden des Groove Nation ordentlich bebte.

Es war eine gelungene Präsentation von THE BIG BAND THEORY, das definitiv für die Bühne geeignet ist, während die Songs auf dem Album etwas verhaltener daherkommen. Jeder Song darauf ist eine neue Entdeckung, wird von einem oder mehreren der acht Mitglieder getragen und bringt die unterschiedlichsten Einflüsse sowie einen Mix aus den Sprachen wie Englisch, Französisch und Spanisch zum Ausdruck. Und dieser Mix funktioniert.