Kurz nach 20 Uhr beginnt in der Sparte4 das erste Deutschlandkonzert von Salomé Leclerc. In Begleitung des Schlagzeugers José Major betritt sie die Bühne, ihr Konzert ist ausverkauft. Zuerst spielt das Duo die Songs „Anyway“ und „Mon cœur à l’endroit“. Dann begrüßt die Musikerin das Publikum, das zu ihrer Erleichterung französisch versteht. Seit Beginn ihrer Tour hatte sie sich darüber Gedanken gemacht.
Die gespielten Songs sind von ihrem viertem Album MILLE OUVRAGES MON CŒUR. Wie sie verrät, ist das Besondere daran, dass sie alle Songs darauf innerhalb von vier Monaten geschrieben hat. Normalerweise braucht sie wesentlich länger allein für einen Song. In einem kurzen Gespräch vor dem Konzert gab sie mir einen größeren Einblick in die Entstehung des Albums. Während des Lockdowns wollte sie mithilfe ihrer Songs den Kontakt zu anderen Menschen, Familie und Freunden, wahren. Da sie sie nicht sehen konnte, versuchte sie, durch ihre Lieder mit ihnen zu reden. Nachdem die Songs geschrieben waren, führte eine Zufallsbegegnung mit Louis-Jean Cormier dazu, dass sie das Album schließlich mit ihm zusammen fertig stellte. MILLE OUVRAGES MON CŒUR ist für die Singer-Songwriterin ein „album de retrouvailles“, also ein Album des Wiedersehens geworden. Ein Wiedersehen auch mit ihrem treuen Publikum in Europa. Während der Tour wurden ihr Titel ihrer Songs zugerufen. Sie ist glücklich und auch froh darüber, nach der pandemiebedingten Pause wieder anknüpfen zu können, wo sie aufgehört hatte.
In der Sparte4 spielt sie weitere Songs wie „Juste toi“, „Nos révolutions“ und „L’icône du naufrage“. Bei „Nos révolution“ von ihrem Album LES CHOSES EXTÉRIEURES setzt sich fort, was Salomé Leclerc bisher schon erfreut in anderen Städten wahrgenommen hat: Auch an diesem Abend kennen einige Leute ihre Songs. Zu dem performten „La vie parfois“, einem meiner Lieblingssongs vom Album und auch die erste Singleauskopplung, erzählte mir Salomé Leclerc vorab die Hintergrundgeschichte: Es sei ein Song, den sie für sich geschrieben hat, um sich selbst zu ermuntern und sich gut zuzureden. Wo anfangs noch ein „je“ im Text stand, ersetzte sie später ein „tu“, sodass dieser Song auch anderen Zuversicht vermitteln kann.
Im weiteren Konzertverlauf erzählt die Musikerin von ihrer Herkunft aus einem kleinen Dorf und dass sie sehr früh mit dem Musikmachen angefangen hat. Zu Beginn ihrer Karriere inspirierte sie oft die Natur zu Songs wie „Dans la prairie“, einem ihrer älteren Songs also, den sie anschließend präsentierte. Mehr über ihren Weg zur Musik gibt es übrigens zum Nachhören, denn Gerd Heger sprach mit ihr wenige Tage vor dem Konzerte in der SR 2 KulturRadio-Sendung „RendezVous Chanson“.
Es folgen weitere Songs von ihrem viertem Album und auch ältere Songs, die für die Tour auf das Duo aus Gitarre und Schlagzeug angepasst wurden. Mit dabei ist „Arlon“, ein weiterer Song von ihr, den ich immer wieder gerne höre, und in einer extended Version „Où on s’est trouvé“.
Nach etwa 70 Minuten, in denen sie und José Major die Sparte4 eingeheizt, aber auch für intime Momente gesorgt haben, verabschiedet sie sich sichtlich zufrieden, und kommt für eine 2-Song-Zugabe allein auf die Bühne zurück. Der erste davon ist „Tes yeux à Barcelone“, ein Wunsch aus dem Publikum, und der zweite der allererste Song ihrer Karriere, die vor gut zwölf Jahren begann.