19. Mai 2022, kurz nach 20 Uhr in der 2. Etage des Zenner im Treptower Park. Bodentiefe, schwere Vorhänge sperren das sonnige Tageslicht aus. Als Patrick Watson in Begleitung eines Streichquartetts das ebenerdige Bühnensetup betritt, begrüßt ihn der gut gefüllte Saal mit Applaus. Den ganzen Tag über haben sie geprobt und die Playlist für den Abend zusammengestellt, wie der Musiker sein Publikum wissen lässt. Das folgende Konzert ist also mehr oder weniger improvisiert, aber er wollte unbedingt in Berlin spielen, wie er erzählt, da er seine Freundin vermisst hat, die Autorin ist und den Monat Mai in Berlin verbringt.

Dann legt Patrick Watson los, spielt eine Mischung aus älteren Songs wie „Big bird in a small cage“, „Melody noir“ und „Je te laisserai des mots“ in neuen Versionen und Songs von seiner neuesten Veröffentlichung wie „Ode to Vivan“ und „Better in the shade“.

Die Stimmung ist gut, auch wenn der Stuhl mit jedem Song unbequemer wird und die Luft stickiger. Ich habe Livemusik vermisst, und irgendwie auch all die diversen Geräusche von umfallenden Gläsern und Flaschen, die dem Ganzen eine besondere Note verleihen.

Nach einer guten Stunde beendet Patrick Watson sein Konzert mit „Man like you“, das er gen Ende stehend und mit seinem Händen als Verstärker nutzend vorträgt. Er erntet stehenden und anhaltenden Applaus. Es wird eine Zugabe gefordert. Die Playlist des Abends wird um „Blue“ und „To build a home“ erweitert. Aber dabei sollte es nicht bleiben. Das Publikum und auch der Singer-Songwriter haben Lust auf mehr. Also bietet Watson in der zweiten Zugabe an, entweder „Great escape“, „Lighthouse“ oder einen improvisierten Song zu spielen. Es wird der improvisierte Song „Hot in hear“, an den Patrick Watson „Lighthouse“ anschließt. Sein improvisiertes Berlin-Konzert lässt er im Dunkeln mit diesem Song ausklingen. Nach erneuten Standing ovations geht das Publikum langsam auseinander, hinaus in die laue Frühlingsnacht, vielleicht mit einem beschwingten Gefühl oder dem Gefühl, geträumt zu haben, der Gegenwart für die Dauer eines Konzerts entflohen zu sein.