© J. Dummer

 
Das POP Montréal ist ein internationales Musikfestival, das seit 2002 jährlich im September stattfindet. Auf dem Programm: ein Mix aus namenhaften Independant-Acts und Newcomern aus aller Welt. Aber auch die gesamte Kulturszene rückt während der Festivaltage in den Fokus. Es gibt Filmvorführungen, Gesprächsrunden, Lesungen, Ausstellungen und Partys.

Die 18. Ausgabe von POP Montréal fand im September 2019 statt. Zwischen Rue Viger und Rue Jean-Talon verteilte sich das umfangreiche fünftägige Programm in Clubs wie Casa del Popolo, La Vitrola und Rialto, Bars wie Balattou, L‘Escogriffe und Quai des Brumes, und auf öffentlichen Plätzen wie dem Jardins Gamelin und dem Skatepark du Mile End. Im Line-up waren u.a. Nick Cave, Gigi French, Favourite Daughter, Jerusalem In My Heart, Motel Raphael, Basia Bulat, Caracol, Wake Island und Ada Lea. Einen Vorgeschmack lieferte das POP-Mixtape, eine Kassette, die in Montréaler Plattenläden vor Festivalbeginn auslag und einigen Hörern am Ende mitteilte, dass sie einen Festivalpass gewonnen haben.

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Nach der Eröffnung im Clubhaus startete mein POP Montréal im Balattou – eine tolle Location mit dem Flair eines Spiegelkabinetts -, wo Safia Nolin im Duo mit ihrem Gitarristen Joseph Marchand Songs wie „Ailleurs“, „Tourner la page“ und „Wishfull thinking“ performte. Während ihres Auftritts holte die Singer-Songwriterin Elisapie, Antony Carle und Gabrielle Destroismaisons auf die Bühne.
Nolins Auftritt fand in der neuen Reihe franco POP statt. Französischsprachige Musik und Themen als Teil der Metropole gab es schon immer im Festivalprogramm, im 18. Festivaljahr wurde das mit franco POP unterstrichen, erklärt Maxine Dannatt, Verantwortliche für die Reihe: „In den letzten Jahren haben wir ein frankofones Showcase mit drei Acts organisiert und weitere frankofone Acts waren im Programm. Mit franco Pop sind wir nun einen Schritt weitergegangen, so dass die Acts sichtbarer sind. Das Publikum, das sich für frankofone Acts interessiert, kann ihnen so besser folgen.“ Neben Safia Nolin waren La Bronze, Les Passagers, Caracol und Ellemetue als frankofone Acts dabei. „Sie wurden entweder direkt angesprochen oder aus eingesandten Bewerbungen ausgewählt“, fasst Maxine Dannatt den Auswahlprozess zusammen und ergänzt: „Rund 100 Bands werden pro Jahr aus 1000 Bewerbungen ausgewählt. Das Team hört sich durch die Bewerbungen und es gibt ein Voting einer Jury, die sich aus Bürgern und Musikfachleuten zusammensetzt.“

Am 27. September trat Helena Deland solo im Rialto auf, nachdem sie zuvor auf der Dachterrasse vor einigen wenigen Zuschauern performt hatte, und spielte ihre vorwiegend ruhigen Songs. Ein paar Meter weiter, im kleinen aber feinen URSA, gab‘s ein Überraschungskonzert von Choses sauvages. Bevor die Band, die den Release ihres neuen Albums vorbereitet, mit Songs wie „L‘épaves“ und ihrer neuen Single „Discoparty“ für ordentlich Partystimmung sorgte, eröffnete Hologramme den Abend. Weiter ging‘s in der speziellen Atmosphäre des Ciméma l‘Amour, einem Kino für Erotikfilme, und dem kurzfristig angekündigten Konzert von Plants And Animals die z.B. „Running out of time“ und Songs von ihrem neuen Album spielten.

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Ein weiterer Festivaltag, an dem der Regen dem Programm unter freiem Himmel beinah einen Strich durch die Rechnung machte, begann mit lectures Pop im Café Cagibi, einer Veranstaltung im Rahmen der Lesereihe in Zusammenarbeit mit unabhängigen anglofonen und frankofonen Verlagen und Kleinstverlagen. Draußen zeigte sich der Himmel über dem Skateparc im Mile End gegen Abend doch noch von seiner schönen Seite, als Les Louanges vor zahlreichen Leuten auf die Bühne trat. Weiter ging es u.a. im Vitrola zum Konzert von Emilie Kahn. Die Singer-Songwriterin, die bereits zwei Alben veröffentlicht hat, spielte u.a. die Songs „10 000“, „Will you“ und „Aquarium“.

Bei 100 Acts an fünf Tagen hilft eine gute Planung und auch die Festivalapp, die einen auch auf dem neuesten Stand hält und über kurzfristige Änderungen und Überraschungskonzerte informiert. Sie erinnert einen auch über das nächste, vorausgewählte Konzert. Um möglichst viel zu entdecken, ist Festivalhopping zu empfehlen, auch wenn das bedeutet, dass man nicht bei jedem Konzert bis zum Ende bleibt.