Le Couleur boten im Anschluss einen Mix aus Dance, Disco und Pop. Vor Kurzem brachten sie ihr neues Album P.O.P. heraus, das sie nach dem Release zum ersten Mal auf der Bühne vorstellten. Die Bühne zierten Palmen und die Band war ganz in Weiß gekleidet. Sie spielten u.a. „Nunca sera“ und „Où sont les couleurs“ und luden für einen kurzen Gastauftritt Félix Dyotte zu sich auf die Bühne.
Während Le Couleur ihre letzten Songs spielten, zog ich weiter zur nächsten Location, dem divan orange. Ab 22 Uhr traten dort erst Michel Robichaud und dann Vincent Appelby auf. Michel Robichaud an der Gitarre wurde von der Musikerin Jessica Charly begleitet. Er machte das erste Mal 2014 auf sich aufmerksam, als er den Wettbewerb des Festivals de la chanson de Granby gewann. Seine Lieder sind kleine Geschichten, die er oft mit einer Prise Humor einleitete wie „La liste“ und „Guerre sans armes“.
Vincent Appelby konnte bereits einiges an Erfahrung aus der Zusammenarbeit mit anderen Musikern lernen. Diesen Oktober brachte er dann sein Debütalbum heraus, das er an diesem bereits fortgeschrittenen Abend im divan orange vorstellte. Er startete mit dem Eröffnungssong „M‘achever là“, es folgten u.a. „Cours de loin“ und „Le hibou“, ein Song, der oft im Radio gespielt wird, und anlässlich der Wahl Trump‘s zum Präsidenten der USA dichtete er „Faux bond“ um.Am 10. November 2016 war das Licht im Astral auf Samito und Laurence Nerbonne gerichtet. Die übliche Bestuhlung der Location wurde für diesen Abend reduziert, so dass beide Musiker das Publikum ihrem Motto folgend zum Tanzen animieren konnten. Samito hat seine Wurzeln in Mosambik und lebt seit einigen Jahren in Québec. In seiner Musik vereint er Elemente aus Pop und Elektro mit traditionellen Rhythmen aus seiner Heimat, die von Texten in verschiedenen Sprachen begleitet werden. Somit führt ihn seine Musik auch an viele Orte der Welt. In diesem Jahr trat er bereits vor das Publikum des Hamburger kukuun auf dem Reeperbahn Festival. In derselben Besetzung wie im September im kukuun spielte er auch im Astral Songs von seinem selbstbetitelten Debüt. Das mitreißende „Tiku la hina“, bei dessen Performance der Sänger und sein Gitarrist Francis Brisebois auf der Bühne ordentlich tantzen, lief auch schon in deutschen Radios. Ruhiger wurde es dann bei „Flôr“, aber die tanzbaren Lieder dominierten. Auf meine Nachfrage, wie er seinen Auftritt in Hamburg erlebt hat, antwortete Samito, dass er ihm sehr gut in Erinnerung geblieben ist. Er war vom Publikum überrascht und erfreut zu sehen, wie positiv es auf seine Musik reagiert hat. Vielleicht kommt er demnächst auch wieder nach Europa.
Nach seinem Auftritt folgte eine kurze Umbaupause, in der u.a. ein Song von Klô Pelgag lief, deren Konzert ich am 4. November verpasst habe. Dafür werde ich sie in Paris auf dem Festival Aurores Montréal sehen. Kurz nach 21 Uhr setzte die Musik auf der Bühne ein. Sie kündigte den Auftritt von Laurence Nerbonne an, die einige textsichere Fans im Publikum hatte. In diesem Jahr erschien ihr Album XO, das sie bereits im Sommer auf den Francofolies de Montréal vorgestellt hat. Damals wurde sie nur von zwei Musikern begleitet. Bei ihrem Auftritt im Astral war zum zweiten Mal der Schlagzeuger Joseph Perreault mit dabei, was eine positive Ergänzung war.
In ihren Songs wie „Si ton coeur bat“, „Montréal XO“ und „Tinder love“ verarbeitet sie aktuelle Themen der jüngeren Generation wie Desillusionierungen und Liebe in Zeitalter von Tinder und Co. Dabei steht der Titel ihres Albums für die positive Einstellung, mit der die jüngere Generation dem Bösen entgegen tritt. Auf den Gastauftritt von Larry Kidd von Loud Lary Ajust, der in ihrem Song „Balade Luxueu$e“ zu hören ist, musste sie verzichten und übernahm den Rap einfach selbst. Die Songs „La fin du monde“ – ein Song von ihrem letzten Album mit Hôtel Morphée – und „Rêves d‘été“ rundeten den Abend ab. Im kommenden Jahr folgt Laurence Nerbonne auf Samito als Entdeckung des Jahres bei Radio-Canada.
Während es an den Tagen in der Woche schwierig war, ein ausverkauftes Haus zu bekommen, sah das zum Wochenende hin anders aus. Der Club Soda war sehr gut gefüllt, als Yann Perreau die Bühne mit einer Hommage an Leonard Cohen betrat, dessen Tod zuvor bekannt gegeben wurde. Sein Lied „Dance me to the end of love“ sang der Sänger gemeinsam mit dem Publikum und hielt diesen Moment mit seiner Handykamera fest. Danach startete er so richtig durch. Der energiegeladene Sänger spielte u.a. Songs von seinem aktuellen Album LE FANTASTIQUE DES ASTRES wie „Baby boom“, „Barcelone“, „Mon amour est un loup“ und „Momonna“, während er Kreise um seine Band zog. Aber auch Lieder von älteren Alben wie À GENOUX DANS LE DÉSIR, UN SERPENT SOUS LES FLEURS und NUCLÉAIRE standen auf der Playlist. Weil er oft mit anderen Musikern zusammenarbeitet, holte er Philippe Brach zu sich auf die Bühne, der nur in Socken kam. Sie performten gemeinsam „Les bruits des bottes“ gefolgt von Brachs Lied „Bonne journée“ in einer A-cappella-Version. Später trug er Pierre Kwenders auf einem Bildschirm über die Bühne, der an dem Song „Faux pas se fier aux apparences“ beteiligt ist. Seine Show war vielfältig und er zeigte unterschiedliche Facetten, die von animalisch über rockig bis hin zu clownesk und theatralisch reichten. So wurde es auf dem Konzert von Yann Perreau nicht langweilig und auch er hatte seine Freude bei einem weiteren Auftritt auf dem Coup de cœur francophone, wo er am 5. November 2002 sein erstes Album WESTERN ROMANCE präsentiert hat. Bei seinem letzten Song „J‘aime les oiseaux“ machte er einen Ausflug durchs Publikum. Dann verabschiedete er sich, aber nur kurz, denn es folgte noch die Zugabe, vor der er für Musik aus Québec warb und die Leute einlud, weiterhin auf Konzerte zu gehen. Dann folgten die Ballade „T‘embellis ma vie“, „Le plus beau rêve“ und „Beau comme on s‘aime“ mit einem kurzen Intermezzo von „Let‘s twist again“, zu denen Yann Perreau wieder wie ein Duracelhase über die Bühnenbretter fegte.
Am 12. November spielten Mon Doux Saigneur und VioleTT Pi im Lion d‘or. Mon Doux Saigneur alias Emerik St-Cyr Labbé hat bereits eine EP veröffentlicht und ist noch ziemlich neu auf der Bühne, was seinen Auftritt anfangs holprig wirken ließ. Seine Songs charakterisieren eine gute Mischung von Folk und Blues. Die Stimmung im Saal stimmte und mit seinem „Ici-bas“ überzeugte er.Im Anschluss übernahm VioleTT Pi die Bühne. Hinter dem Projekt steckt Karl Gagnon, der sich bei allerhand Genres bedient und dabei ein gutes Händchen für die richtige Dosis und Kombination hat. Seine Songs – zu finden auf MANIFESTE CONTRE LA PEUR und EV – sind außergewöhnlich, manchmal auch etwas verstörend.
Nachdem ich sie bereits diesen Sommer auf den FrancoFolies de Montréal und 2014 auf MpourMontréal gesehen habe, wäre es interessant zu erfahren, wie sie beim europäischen Publikum ankommen. Das lässt sich im März 2017 herausfinden, denn auf ihrer Website sind bereits erste Konzerttermine in der Schweiz angekündigt.
Das Festival, bei dem seit 30 Jahren die französischsprachige Musik auf dem Programm steht, zog eine positive Bilanz und wird im nächsten Jahr fortgesetzt: 2017 findet es vom 2. bis zum 12. November statt.